Aus der Chirurgischen Universitatsklinik Okayama, Japan (Vorstand: Prof. Dr. Seiji Tsuda). Uber die Blutzyste an der seitlichen Halsgegend. Von Dr. Yoshiaki Iwato. Eingegangen am 29. Dezember 1931. Die seitliche Halsgegend ist eine Lieblingsstelle der zystischen Geschwulste versch iedenen Ursprunges. Unter den verschiedenen Zysten ist die Blutzyste ausserst selten. Der Ausdruck "Blutzyste" ist ein klinischer, aber kein anatomischer Begriff. Man bezeichnet heute alle Zysten als Blutzyste, die uberhaupt mit frisch flussigem oder ver altet verandertem venosen Blut gefullt sind, wobei der Blutraum entweder geschlossen ist oder mit einem grosseren venosen Gefass in offener Verbindung steht. Spannaus hat die Blutzysten nach ihrem Ursprung folgendermassen eingeteilt: A) echte Blutzysten 1) fotale Hemmungsbildungen, 2) Erweiterungen einer Vene (Die Blutzyste kommuni ziert mit der Vene oder hat sich vollstandig abgeschnurt), B) unechte Blutzysten, 3) aus einer Kiemengangszyste, 4) aus einem Angiom, 5) aus einem Lymphangiom, 6) aus Lymphdrusenmissbildungen. Wir sind neuerdings einem Fall von Blutzyste begegnet. Es handelte sich um eine 44 jahrige Frau, die seit etwa 9 Monaten uber einen daumenspitzgrossen Tumor am linken Seitenhals klagte. Sie verspurte aber keine Besch werden wegen des Tumors und konnte sich nicht erinnern, wann oder wie er angefangen hatte. Sie besuchte unsere Klinik am 14. Juli 1931, um den Tumor zu beseitigen. Es fand sich ein weicher, deutlich fluktuierender, langlich ovaler Tumor von der Grosse eines kleinen Huhnereies an der Mitte des hinteren Randes des Kopfnickers am linken Seitenhals. Der Tumor lag direkt unter der Haut und war gut beweglich. Er war nicht
druckempfindlich und zeigte weder Pulsation noch Kompressibilitat. Die Operation am 17. Juli 1931 ergab eine Blutzyste, die als eine varikose Ausbuchtung der Venenwand der Teilungsstelle der V. jugularis externa sinistra konstatiert wurde. Er wurde total exst irpiert und die Frau wurde am 24. Juli 1931 als geheilt entlassen. Die exstirpierte Blutzyste war dunkelrotlich durchschimmernd, weich, so gross wie ein kleines Huhnerei und fast zylindrisch. An der oberen medilaen Ecke des Tumors trat eine Vene ein und dicht an seiner Lateralwand entlang lief die V. jugularis ext., die ca 1cm lang mit der Zyste in offener Verbindung stand. Die Zyste war einkammerig und enth ielt flussiges, veraltetes, venoses Blut und teilweise organisierten Thrombus. Die Zysten wand bestand grosstenteils aus Bindegewebe, wahrend Muskelfasern und elastische Fasern sehr wenig vorhanden waren. Die Innenwand der Zyste war mit Endothel aus gekleidet. Am oberen Teil der Zyste fand man noch einige kleine Hohlraume, die als Missbildung des Gefasses angenommen werden mussen.
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